RAA 2013
14.-19.08.13 Race Arround Austria
Zweier-Team: Alexander Maximilian Ernst und Christian Woiciechowsky
Das extreme RACE AROUND AUSTRIA bringt die besten Ultraradfahrer nach Österreich. Mit den klassischen Regeln angelehnt an das Race Across America (RAAM) (nonstop, Windschattenverbot) geht es ca. 2200 km und 30.000 Höhenmeter an der Grenze rund um Österreich und diese sind in 132 Stunden zu bewältigen. Es ist die europäische Alternative zum RAAM, das optimale Vorbereitungsrennen für die Kontinentaldurchquerung und das härteste Radrennen Europas. Herausforderung für Teams, etwas Besonderes zu leisten und neue Seite Österreichs kennenzulernen. Beim RACE AROUND AUSTRIA kommst man an Plätze, die man sonst nicht sehen würde. Man kann während der Tour Dinge über sich selbst erfahren, von denen Kurzzeitleister nur träumen. Erfolgserlebnis und Durchhaltevermögen nicht nur für die Fahrer, sondern auch für die Betreuer. Während Einzelfahrer Ruhephasen einlegen müssen, sind die Teams permanent in Bewegung. Wie schaffen das die Betreuer? Wie werden auftretende Problem gelöst? Wie gehen wir mit Stresssituationen um? Richtiges Lesen der Karte, das Finden der richtigen Strecke, die Vorausplanung: Dinge, die ein Rennen entscheiden können. Nicht nur die Fahrer, auch die Betreuer tragen aktiv zum Erfolg bei. Das Race Around Austria macht es zum Erlebnis, Österreich mit dem Rad zu umrunden.
Bereits 1988 wurde das Projekt Österreich auf den grenznahen Straßen zu umfahren von Manfred Guthardt umgesetzt. Er brauchte dafür 9 Tage, hielt dabei jedoch während der Nacht lange Schlafpausen ein, bzw. fuhr die Strecke wie bei einem Etappenrennen ab. Am 22. August 2009 gab es die erste Auflage als echtes Nonstop-Radrennen mit Einzelfahrern, 2er Teams und 4er Teams. 2012 startete das Race Around Austria erstmals im Salzkammergut, St. Georgen im Attergau war Start- und Zielort der Veranstaltung.
Unser Team besteht aus engagierten Freizeitsportlern. Wir möchten Spaß mit Wettkampfstimmung verbinden und Werbung für den Sport machen. Wir wollen in einer Atmosphäre aus ambitioniertem Training mit Sportzielen Freude verbreiten und Erfolge feiern.
Unser Training ist für die Ewigkeit. Wir akzeptieren den Schmerz, wir lassen uns ausquetschen, wie ein nasses Handtuch. Wir werden älter, die Bewegungen abgehakter, nicht mehr so harmonisch und die Zeiten eher schlechter. Aber wir machen weiter, weil es keine Alternative gibt, weil wir uns der Bewegung und dem Wettkampf verschrieben haben. Egal ob wir in der Masterklasse starten oder in der Agegroup, egal ob bei der M40, M70 oder M90. Wir sind dabei. Wir können uns nicht mehr ganz so tief über den Lenker beugen, haben nicht mehr die beste Aeroposition und nicht mehr den ganz runden Tritt. Wir sind im Schultergelenk steifer geworden und kriegen den Ellenbogen nicht mehr ganz so hoch wie früher. Wir humpeln mehr als das wir laufen. Aber wir kämpfen. Wir sind mental stark und haben einen unzerbrechlichen Willen. Das tägliche Training ist der Glanz der Dauer. Wir wollen uns das Gefühl erhalten: Ich gehöre dazu, ich bin ein Teil des Teams, ich bin motiviert, denn wir haben Spaß. Und dann geht es weiter immer weiter, denn das Training hört niemals auf.
Als Teammanager, Arzt und Rückenspezialist möchte ich auch Patienten den Weg in den Sport zeigen und gemeinsame Interessen und Ziele ausloten, um die Leistungsfähigkeit und Trainingsbelastung des Einzelnen zu erhöhen.
Wir starten dieses Jahr beim Race Around Austria (RAA) mit einem 2er Team, Alexander Maximilian Ernst, 47 Jahre und Prof. Dr. med. Christian Woiciechowsky 51 Jahre. Zum Team gehören 7 Betreuer, die das Pace Car, das Wohnmobil und das 2. Begleitfahrzeug fahren. Extremradrennen im Team werden nicht primär am Rad gewonnen. Es ist ein Zusammenspiel von Betreuern und Athleten, eine Frage der Taktik und der Leistungsfähigkeit aller Beteiligten. Wichtig ist, dass die Mannschaft das Rennen vorbereitet. Es sind Aufgaben zu verteilen, Navigation, Kommunikation, Essensversorgung, Einhalten von Schlaf-und Ruhepausen müssen eingehalten werden. Organisation und Logistik spielen eine große Rolle. Es ist nicht einfach Leute zu finden, auf die man sich 100% verlassen kann, die sich für eine Sache kurz in den Hintergrund stellen. Wir sind stolz ein solches Team von Freunden zu haben. Es war nicht immer einfach Trainingszeit zu sammeln, da wird jeder Familienurlaub zum Trainingslager. Jeder Ausflug wird danach beurteilt, ob man die Strecke auch mit dem Rad zurücklegen kann, während die Familie noch schläft sitzt man schon auf dem Rad. Aber wir sind motiviert und Motivation schafft Lösungen und so freuen wir uns auf das Rennen.
Arndt und Alexander konnten noch rechtzeitig ihre grünen Versicherungskarte bekommen. So machten sich beide mit etwas Verspätung auf den Weg Richtung Sankt Georgien.
Wir haben hier nach dem Frühstück mit dem Radaufbau begonnen. Es waren allerhand selbstleuchtende Aufkleber sowohl auf die Laufräder, die Gabel und die Hinterrohre zu kleben. Aber auch auf die Schuhe etc. Dann haben wir noch Dichtungsmasse in die Laufräder gepumpt, um wenigstens kleineren Pannen vorzubeugen. Jetzt scheint erst mal alles soweit in Ordnung. Alexander ist inzwischen auch eingetroffen und wir werden uns um 17:30 Uhr im Büro zwecks Abholung der Startunterlagen treffen.
Wir haben dann pünktlich die Startunterlagen abgeholt und danach sind wir im Team Essen gegangen. Die Stimmung war gut. Einige von Team sind nachher zum Vortrag von Christopher Strasser gegangen, um zu zuhören, wie er seine Rekordfahrt beim RAAM gemacht hat. Der Vortrag war sehr interessant und es ist unvorstellbar, wie es jemand schaffen kann in unter acht Tagen knapp 5000 km zu fahren und dabei pro Nacht nur 1 Stunde zu schlafen. Gegen diese Leistung war unser Vorhaben geradezu harmlos. Trotzdem waren wir sehr gespannt und aufgeregt. Am nächsten Tag liefen die Vorbereitungen weiter, es galt die Autos zu bekleben und alles für den Car & Rad Check vorzubereiten. Diese Arbeit nahme auch den ganzen Tag in Anspruch. Wir konnten dann gegen 15:00 Uhr, nachdem auch Falk eingetroffen war zum Carcheck gehen. Dort verlief die Abnahme wunschgemäß, Niemand wollte die mit großem Aufwand besorgten grünen Versicherungskarten sehen. Nach erfolgreichem Rad und Car Check galt es dann noch zum Briefing über den Ablauf des Rennens zu gehen. Danach war dann die Nudelparty und es begann auch schon der Start der Handbikers Solo und der Frau Solo. Zudem gab es Fotos von den gesamten Mannschaften, mit sehr viel Aufwand und Liebe. Danach machten wir noch unsere interne Lagebesprechung und bereiteten uns auf den morgigen Start vor.
Am Mittwoch ging es dann pünktlich um 9:10 Uhr für uns auf die Strecke. Die ersten Kilometer liefen auch sehr gut. Das Terrain war etwas hügelig. Trotzdem konnte man mit gutem Tempo fahren. Alexander fühlte sich auf seinem Zeitrad besonders wohl. So konnten wir auch die ersten 500 km mit einem Schnitt von 27km/h absolvieren. Dann kamen der erste etwas schwierigeren Anstieg es ging Richtung Oberpullendorf Höhendifferenz circa 400 m. Nach einer kurzen Abfahrt folgte ein zweiter etwas schwieriger Einstieg nach 745 km zur Passhöhe Geschriebenstein. Diese war mit 800 m auf dieser Strecke im zweiten Teil der höchste Punkt. Dann erfolgte nach etwas hügeligem Gelände der Einstieg nach Lavamünd auf circa 1400 m, Höhendifferenz circa 800 m. Danach eine kurze Antwort und circa 1000 km lagen hinter uns. Unser Schnitt reduzierte sich auf 24,5 km/h und wir rutschten auf Platz acht. Durch die Nacht ging es dann auf eher leichterem Terrain weiter.
Doch in diesem Abschnitt fingen unsere Probleme stärker an. Alexander waren auf dem Weg nach Kötschach Mauthen die Strapazen der Anstiege deutlich anzumerken. Er selbst sagte, dass er nur noch wenig Druck auf die Pedale bekommt. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit sank auch auf 23,5 km die Stunde. Ich übernahm danach den zweiten Teil mit dem Anstieg nach Obertilliach, der zweite Pass mit 1500 m Höhe und 1000 m Höhenunterschied.
Danach gab es im Team etwas Aufregung, da das Wohnmobil mit Alexander nicht dicht genug hinter uns war. Um unnötige Wartezeiten zu vermeiden, bin ich dann allein Richtung Großglöckner gefahren. Leider ist das PaceCar mir nicht gefolgt und so musste ich kurz vor Lienz anhalten und schauen, wo die Crew bleibt. Dies war auch mit einem gewissen Zeitverlust verbunden. Nach einer etwas schwierigeren Kontaktaufnahme konnte ich dann doch das Pace erreichen und es kam dann zu meinem Haltepunkt. Alexander kam mit dem zweiten Begleitfahrzeug. Es folgte der Anstieg zum Großglockner. Dies war sicherlich ein schwieriger Teil mit circa 1500 Höhenmeter. Der Anstieg gestaltete sich dann auch sehr mühsam. Alexander kam um ca. 19:00 Uhr am Gipfel. Wir waren dadurch zu diesem Zeitpunkt circa 6 Stunden hinter unserem eigenen Zeitplan. Unsere Geschwindigkeit war auf 22 km/h gesunken. Danach folgte die Abfahrt und der Anstieg zum Gerlospass und danach zum Kühtai. Beide Pässe sind sehr anspruchsvoll, der Abstieg auf den Gerlos ist zwar nicht so hoch, circa 1500 m aber von der Steigung her mit kontinuierlichen 10-11 % doch sehr schwierig. Auch der Anstieg zum Kühtai mit teilweise 14 und 16 % gestaltete sich sehr anspruchsvoll. Dann folgte die Abfahrt Richtung Ötz und die Vorbereitung zum Anstieg auf die Bieler Höhe. Den ersten Teil des Anstiegs übernahm Alexander. Ich wollte von Galtür bis zum Gipfel fahren und dann die Abfahrt Richtung Sankt Anton nehmen. Trotz aller Mühe sank unser Gesamtgeschwindigkeit weiter und wir hatten nur noch ein Pace von knapp 21 Km/h und waren deutlich hinter unserem Zeitplan.
Als ich dann in Sankt Anton ankam, hatte bereits das Team beschlossen, die Fahrt nicht mehr fortzuführen, da unser primäres Ziel unter 100 Stunden zu bleiben und damit am Sonntagvormittag im Ziel zu sein nicht mehr zu halten war. Viele Teammitglieder mussten am Montag arbeiten und hatten unaufschiebbare Termine. Mit gesenktem Haupt begab ich mich Richtung Wohnmobil und konnte es nur schwer glauben, die letzten Pässe nicht mehr fahren zu können. Es waren knapp 1700 km geschafft und es waren noch knapp 500 km verblieben. Aber wenn man im Team fährt, dann muss man Team-Entscheidungen akzeptieren. Nicht desto trotz haben wir viele Erfahrungen gesammelt und werden sicherlich nächstes Jahr besser vorbereitet an den Start gehen können, wenn es dann wieder heißt: „Kette rechts“.
Die Heimfahrt war frustrierend. Wir stehen leider in den Archiven als DNF.